Long Covid ist die gängige Bezeichnung für lang andauernde gesundheitliche Beeinträchtigungen nach einer Corona-Virus-Infektion. Teilweise extreme körperliche und psychische Erschöpfung, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie eine allgemeine Leistungsminderung stehen im Vordergrund der Symptomatik. Aber auch Luftnot, Muskelschwäche und Muskelschmerzen sind häufig anzutreffen. Nicht selten ist ein normales Leben kaum noch möglich.
Die genauen Ursachen sind noch unklar. Diskutiert werden eine Viruspersistenz, Mikrothrombosierungen (Verschlüsse kleinster Blutgefäße durch Blutgerinnsel) sowie überschießende und fehlgeleitete Immunreaktionen (Autoimmunitäten).
Damit ähnelt das Long Covid Syndrom sowohl in der Symptomatik als auch in den Entstehungsmechanismen auffällig dem Krankheitsbild der chronischen Borreliose bzw. des Post-Lyme-Syndroms (persistierende Beschwerden nach Borrelien-Infektion). Weitere Ähnlichkeiten bestehen ebenfalls zu einer chronischen Epstein-Barr-Virus-Infektion (EBV), der bisher häufigsten Ursache für chronische Müdigkeit und Erschöfung (so genanntes Chronic Fatigue Syndrom = CFS) sowie zu chronischen Infektionen mit Chlamydien, Babesien, Bartonellen und anderen Erregern.
Es ist also zu vermuten, dass ein wesentlicher Teil der Symptomatik nicht durch die Erreger selber, sondern durch das Anstoßen einer Reaktions-Kaskade im Immun- und Stoffwechselsystem des Menschen hervorgerufen wird. Am Ablauf dieser Kaskade sind die Erreger letztendlich nicht mehr zwingend beteiligt, die Reaktionen können sich verselbständigen. Eine Erregerpersistenz kann zwar ein permanenter Trigger sein, der die fehlgeleiteten Reaktionen befeuert und verstärkt, sie ist aber nicht zwingende Voraussetzung für deren Ablauf. Ein Beispiel ist die chronische Müdigkeit und Erschöpfung als Folge einer Erregerinfektion (Chronic Fatigue Syndrom): Das Immunsystem verwechselt dabei die Erreger (z. B. das Corona-Virus) mit körpereigenen Strukturen im Gehirn und greift infolge dessen diese Gehirnstrukturen an. Die Folgen sind ein permanentes Erschöpfungsgefühl, Konzentrations-, Gedächtnis- und Schlafstörungen).
Die These der angestoßenen Reaktions-Kaskade erklärt auch, warum Patienten mit anderen chronischen Erkrankungen ein Aufflammen bekannter Symptome erfahren, nachdem sie eine Corona-Infektion erlitten oder eine Corona-Impfung erhalten haben. Beide, Corona-Infektion als auch Impfung, können die einmal erlernte Fehlreaktion des Immunsystems erneut aktivieren und damit alte Symptome wieder auftreten lassen.
Wenn sich die Krankheitsbilder von Long-Covid Patienten und Patienten mit anderen chronischen Infektionserkrankungen in der Entstehung und Symptomatik so sehr ähneln, dann sind aus ganzheitlich-naturheilkundlicher Sicht Diagnostik und Therapie ebenfalls ähnlich.